Buchbesprechungen

Alle hier vorgestellten Bücher habe ich gelesen, die allermeisten davon besitze ich. Meine Meinung über deren Inhalt ist rein subjektiv und nicht beeinflußbar.

Ein Buch aus Stein

Jane Austen: Stolz und Vorurteil

Ich lese dieses Buch immer wieder und es wird nie langweilig. Wenn möglich, sollten die Bücher von Jane Austen immer in Englisch gelesen werden.
Unglaublich fein gezeichnete Charaktere drücken sich hier mit großem Wortwitz aus. Jane Austen beschrieb absichtlich immer nur das, was sie bestens kannte, also spielen sich alle ihre Bücher in England um 1800 herum ab. Sie beschreibt ihre eigene Klasse (Pfarrerstochter), sowie die Klasse darüber (Landadel) und darunter (Arbeiter, Dienstpersonal).

Die Handlung selbst könnte reduziert werden auf: Eine Mutter sucht Ehemänner für ihre 5 Töchter und ihr Ehemann macht sich darüber lustig. Bis zum Ende gibt es dann tatsächlich einige Hochzeiten und dies nicht nur in dieser Familie. Nicht jeder bekommt seinen Traumpartner, aber einige (auf Umwegen) schon.

Die Absichten der Mutter und die Gedanken der Töchter, von denen besonders die für ihre Zeit sehr emanzipierte Eliza heraussticht, machen dieses Buch so lesens- und liebenswert.

Als Frau bekommt man große Lust darauf, auch einen Mr. Darcy kennenzulernen und womöglich auch noch zu heiraten. Leider gibt es solche Gentlemen heutzutage nicht mehr.

Die Verfilmung von BBC Pride & Prejudice – Stolz und Vorurteil mit Colin Firth und Jennifer Ehle ist auch sehr empfehlenswert. Die neuere Verfilmung mit Keira Knightley gefällt mir hingegen nicht.

Sehen Sie auch mein Porträt von Mr. Darcy alias Colin Firth in der hoch gelobten BBC Fernsehverfilmung von Stolz und Vorurteil von Jane Austen von 1995.

24. Aug. 2009
50 x 40 cm (19.7” x 15.7”)
Acryl auf Leinwand
Sell Art Online

Dan Brown: Sakrileg. The Da Vinci Code

War ich enttäuscht? Ich wollte schließlich wissen, wie man einen super Bestseller schreibt und deshalb habe ich dieses Buch, sozusagen aus beruflichem Interesse gelesen. Es fallen mir dazu mehrere Rezepte ein:

  1. Man nehme einige Morde, einen unglücklichen Zufallskriminellen mit ungewöhnlichem Aussehen, einen Helden, der erstaunlich blaß bleibt, eine hübsche Heldin, die sich nicht vorstellen kann, daß ihr geliebter Großvater vielleicht Sex haben könnte (wo denken Sie hin, es ist kein echter Sex, nur ein ritueller Geschlechtsverkehr), ein wenig Grundidee von z.B. Star Wars Episode IV bis VI, einen schwerreichen Verrückten (gibt’s in jedem James Bond Film inzwischen gratis), lege es in einen Shaker und schüttle es gut durch.
    Dann nehme man eine komplizierte Schnitzeljagd, viele Kunstwerke, die katholische Kirche und deren Ableger, und garniere es damit zu gleichen Maßen.
  2. Man nehme viel, nein falsch, man nehme sehr viel heiße Luft und verpacke diese in eine aufwendige Schnitzeljagd. Dann wickle man es in viele undurchsichtige Schichten aus Glauben und Aberglauben, baue gelegentlich einen Mord ein, und setzte recht viel Kunstsinniges als Krönung obenauf. Man lasse die Helden in der Kirchengeschichte nach der Wahrheit jagen, wobei es unerheblich ist, ob diese herauskommen oder unterdrückt werden soll (die Ansichten darüber wechseln wie das Wetter). Man muß nur aufpassen, daß Niemand eine Stecknadel hineinsticht, denn dann schnurrt alles mit einem großen Puff zusammen.

Wie auch immer, daß Ende befriedigt Einen nach soviel Aufregung natürlich nicht, so bleibt noch genug Energie, um ins Louvre zu gehen und sich einige Da Vincis selbst anzusehen.
Einige Fragen habe ich zu dieser Lektüre schon:

  1. Wie schafft es ein Mann von vielleicht vierzig Jahren (nichts Genaues weiß man nicht) nach einem Flug aus New York nach Paris, wo er einen 6-Stündigen Jet Lag hat und aus dem kurzen Schlaf gerissen wurde in den er selbstverständlich fiel, gut 48 Stunden auf den Beinen zu bleiben und dabei noch körperliche Höchstleistungen zu bringen? Alle Achtung!
  2. Wie schafft es eine moderne, aufgeklärte, junge Frau von zweiundzwanzig Jahren, wegen ein bißchen Sex (siehe oben) ihrem geliebten Großvater so böse zu werden, daß sie es vorzieht ganz alleine zu sein? Selbst nach seinem Tod zehn Jahre später, ist sie ihm noch „breuges“ (=jiddisch für böse auf jemanden sein).
  3. Warum hilft ein Schweizer Bankdirektor erst und verpfeift dann seine Schützlinge? Nein, ich störe mich nicht daran, daß er es tut, sondern daran, daß er kein Motiv dafür hat.
  4. So ein Zufall aber auch! Der Bösewicht hat eine Allergie und sein Mörder weiß davon, weil die Polizei es dokumentiert hat. Wie schön, daß der Versuch auch gleich funktionierte, sonst hätte er eben noch einmal schießen müssen.

Obwohl der Plot eine Liebesgeschichte nahe legt, kommen die beiden zumindest in diesem Buch nicht dazu. Dies wäre auch schier unmöglich in den knapp 48 Stunden, in denen sich die ganzen 600 Seiten abspielen. Immerhin ist hier ein Versprechen gegeben, das im nächsten Reißer sicher gut zur Geltung kommen wird. Ich werde es aber nicht mehr lesen, genauso wie die vorangegangenen Bücher dieses Autors.

Ja, den zugehörigen Film The Da Vinci Code – Sakrileg habe ich auch gesehen, auf einem längeren Flug. Inzwischen kam es auch im Fernsehen. Schade um die Zeit, von dem Grünstich wird einem am ehesten schlecht und Tom Hanks kann es eigentlich viel besser.

Neulich hörte ich doch diese Geschichte darüber, was die Leute am liebsten lesen; Gott, Sex, Gewalt und Blaues Blut. Dies gab man in einen Computer ein, der eine Geschichte daraus machen sollte. Das Ergebnis? Mein Gott, rief die Königin, man hat mich vergewaltigt! Wer war es?

Eoin Colfer: Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Ein rasantes Jugendbuch hat Eoin Colfer hier vorgelegt. Die junge Heldin Meg Finn hat es im Leben sehr viel schwerer als Artemis Fowl (Dies ist eine frühere und noch spannendere Buchreihe von Eoin Colfer) gehabt. Durch äußere Umstände bedingt, ist sie ein aus der Bahn geratener Teenager, der viel zu früh und leider aus eigenem Verschulden das Zeitliche segnet. Doch ihre Probleme sind damit noch lange nicht zu Ende. Nach einem Ausflug in die Unterwelt, der zum schmunzeln einlädt, bekommt sie eine Chance zumindest ihre Seele zu retten. Dafür muß sie dem alten Mann helfen, den sie zuvor geschädigt hat.

Meg, d.h. ihr Geist und der Alte mögen sich nicht sonderlich und streiten lieber ausgiebig, als daß sie an einem Strang ziehen. Dennoch raufen sie sich immer mehr zusammen, denn nur so kann er seine originelle Wunschliste abarbeiten und sie vielleicht in den Himmel kommen.

Die bösen Kräfte der Unterwelt tun natürlich ihr Möglichstes, um die beiden scheitern zu lassen, weil der Herr der Unterwelt ebenfalls einen Narren an Meg gefressen hat und sie gerne für sich reklamieren würde.
Der Leser muß recht lange warten, um zu erfahren, warum und vor allem was, Meg mit ihrem “Stiefvater” angestellt hat, die Geschichte ist zu diesem Zeitpunkt dann jedoch so weit, daß man volles Verständnis für ihre Methode hat.

Wie schon bei Artemis Fowl, kommt auch hier die modernste Technologie zum Einsatz; witzigerweise bedienen sich damit welche, von denen man es am wenigsten erwarten würde.

Obwohl man das Ende schon sehr früh erahnen kann, besitzt das Buch viel Charme und liest sich einfach und sehr schnell. Es ist nicht nur für Jugendliche, sondern auch für junggebliebene Erwachsene unterhaltsam, wobei der leicht moralisierende Unterton des Buches beinahe schon zum Heulen schön gerät.

Carmen Covito: Single.

Für dieses Buch brauchte ich mehrere Anläufe und es gefiel mir am Ende doch ganz gut. Dabei kaufte ich es gerade wegen der „Antiheldin“ Marilina, 40 Jahre, dicklich, eine intellektuelle aber verkrachte Existenz, die sich damit über Wasser hält, daß sie kunsthistorische Doktorarbeiten für andere verfaßt.

Marilina lebt in Mailand, Italien, in einem mickrigen 1-Zimmer Appartement und schreibt „ihre“ Doktorarbeiten auf einer alten Schreibmaschine, bis sie bei einem neuen Auftrag einen PC geliehen bekommt.

Ihre Freundin, so erfahren wir später, ist genaugenommen die Ehefrau von ihrer ersten Liebe, der es vorzog, eben diese Freundin zu heiraten. Nachdem er sie verließ, fand die Freundin zu Marilina zurück, um sich bei ihr auszuheulen. Sie benutzt Marilina ausschließlich als seelischen Müllabladeplatz, wobei diese aus Angst ganz alleine zu sein, nicht rebelliert. Ganz alleine, ist hier nicht ganz richtig, den Marilina hat noch eine alte Mutter, die aber schon ein wenig wirr im Kopf ist und mit Vorliebe spiritistische Seancen abhält. Immer, wenn sie Hilfe braucht – und das ist beinahe täglich – wendet sie sich an ihre Tochter und terrorisiert sie genüßlich.

Da Marilina eine gesunde junge Frau ist, der aufgrund ihres Aussehens und gesellschaftlichen Status keine Türen geöffnet sind, hält sie sich einen jungen Nichtsnutz, der als Gigolo firmiert und sie nach Strich und Faden ausnimmt. Auch sonst macht sie immer die Beine breit, wenn Einer Interesse äußert, da sie das Gefühl hat, keine Ansprüche stellen zu dürfen und für alle Brocken dankbar sein zu müssen.

Als sie auf dem geliehenen PC eine wunderbare Doktorarbeit zusammenschreibt, die mit einer Eins benotet wird, beschließt der stolze Auftraggeber, diese auch noch als Buch herauszubringen. Marilina ist ziemlich verknallt in ihn und macht mit, wohl wissend, daß ihr Löwenbeitrag vermutlich unerwähnt bleiben wird.
Dann überschlagen sich die Ereignisse; die Mutter wird krank und die beiden überwerfen sich, der Gigolo versucht zu klauen und wird rausgeschmissen, das Buch kommt raus und sieht bis auf einen kleinen Tippfehler schön aus, und Marilina verbringt eine wollüsterne Nacht mit ihrem angehimmelten Auftraggeber und einem weiteren Mann. Dann wird sie mehrfach täglich angerufen, ohne daß sich je jemand meldet.

Am Ende klärt sie mit detektivischen Spürsinn alle Geheimnisse auf; sie bekommt heraus, was der Gigolo von ihr wollte und bereinigt die vertrackte Situation mit ihrer Mutter und vor allem mit ihren zahlreichen Liebhabern. So, wie ihr langsam ein Licht aufgeht und sie sich ihrer selbst bewußt wird, um so souveräner wird sie im Umgang mit anderen und kommt endlich drauf, was sie vom Leben will und wie sie es anstellen soll.

Die Schreibweise von Carmen Covito ist sicher gewöhnungsbedürftig, deshalb brauchte ich ja mehrere Anläufe. Viel spielt sich in Marilinas Kopf ab und es ist nicht einfach dies immer von den tatsächlichen Begebenheiten zu unterscheiden. Es fühlt sich ein wenig an, als ob man selbst in Trance wäre.

Mein Tipp; wenn man am Anfang scheitert, irgendwo in der Mitte aufschlagen und wenn interessant, weiterlesen. Am Ende will man dann doch wissen, wie alles angefangen und liest es brav in der vorgesehenen Reihenfolge.

Als Leserin sollte man wohl vor allem mitnehmen, daß man sich nicht wie ein Blatt im Wind treiben lassen, sondern seinen Verstand und Selbstbewußtsein so früh wie möglich einschalten soll. Für Männer dürfte das Buch weniger interessant sein, da anzunehmen ist, daß diese meistens auf eine “Marilyn” stehen und selten viel Wert darauf legen, was diese im Köpfchen hat.

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